Eine Schule für Alle!

Dieses Antrag wurde auf der Mitgliederversammlung der Jusos Bremen-Stadt am 25. April 2024 und unverändert auf der Landesmitgliederversammlung der Jusos Land Bremen am 25. Mai 2024 beschlossen.

Beschlusstext

Schule muss in weiten Teilen neu gedacht werden. Der Gedanke, auf dem die Bremische Bildung basiert, ist der eines qualitativ hochwertigen Unterrichts, welcher erfolgreiche Lernprozesse und gemeinsames Lernen verbindet. Dies kann nur durch eine gesamte Neugestaltung des Bremer Schulkonzeptes geschehen, damit die individuellen Stärken und Bedürfnisse der Schüler:innen berücksichtigt und gefördert werden können. 

Das Ziel von Schule, an dem sich dieses Konzept der Neugestaltung orientiert, ist zum einen möglichst lange das gemeinsame Lernen für alle Schüler:innen zu ermöglichen und die gesellschaftliche Durchmischung innerhalb der Schulen zu fördern. Zudem sollte Schule die Möglichkeit bieten, ein System zu konstruieren, in dem die verschiedenen Entwicklungsgeschwindigkeiten und -schübe eines Kindes, bzw. Jugendlichen berücksichtigt werden und den Lernprozess im individuellen Tempo fördern. 

Die allgemeine Struktur des bisherigen Bremer Schulsystems besteht aus einer Trennung der Schüler:innen auf Gymnasien und Oberschulen. Bereits nach der vierten Klasse, zu einem Zeitpunkt, an dem noch nicht vorhersehbar ist, wie die weitere schulische Entwicklung eines Kindes vorangehen wird, werden diese in zwei verschiedene Schulformen aufgeteilt.  

Auch die gesellschaftliche Spaltung der Schüler:innen stellt ein Problem dar. Auf Gymnasien finden sich überwiegend Akademikerkinder. So werden Kinder schon früh auf wenige Gesellschaftsgruppen beschränkt. Zudem werden Akademikerkindern durch die eigenen Eltern schon oft in der vierten Klasse und früher schulischer Druck entgegengebracht, damit diese eine Gymnasialempfehlung bekommen. Diesem Druck sind Viertklässler:innen, die offensichtlich noch Kinder sind, häufig nicht gewachsen, so dass für einige Kinder die vierte Klasse zur Last wird. Zudem ist die geringe Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Schulformen problematisch. Falls ein:e Schüler:in feststellen sollte, dass der in der Grundschule prognostizierte Weg auf der ausgesuchten Schule nicht der richtige ist, muss die Schule gewechselt werden. 

Auch der bereits genannte Leistungsdruck, welcher schon bei Grundschüler:innen herrscht, ist ein großer Nachteil des bisherigen Schulsystems. Besonders durch die Bewertung der Schüler:innen in Form von Noten entsteht ein zusätzlicher, vermeidbarer Leistungsdruck bei den Schüler:innen.

Ein weiteres Problem innerhalb der Schulen ist der fast ausschließlich stattfindende Frontalunterricht. Ein Unterricht, wie man ihn in der Schule erlebt, ist weit weg von der späteren Lebensrealität der Schüler:innen. Im Frontalunterricht werden Fähigkeiten wie zum Beispiel das eigenständige  lösungsorientierte Arbeiten an Problemen wenig gefördert, der Unterricht findet oft auf einer sehr theoretischen Ebene statt. Weitere wichtige Kompetenzen wie das Zusammenarbeiten in Gruppen, werden auch nur bedingt in der Schule erlernt.

Außerdem sind die Hausaufgaben eine Belastung für Schüler:innen. Nach der Schule sollten alle Schüler:innen ein Recht auf Freizeit haben und sollten sich nicht weiter mit der Schule beschäftigen müssen.

Aber auch die aktuellen Kurs- und Klassengrößen sind für die Unterrichtsqualität problematisch. Um bessere Standards zu erreichen, müssen die Lerngruppen an Schulen in ihrer Zahl der Teilnehmer:innen stark verkleinert werden. Dies hätte den Vorteil, dass Lehrkräfte individueller auf die unterschiedlichen Lernbedürfnisse der Schüler:innen eingehen können.

Dem entgegen steht aber der aktuelle Lehrkräftemangel. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem Januar 2024 arbeitet in Bremen jede zweite Lehrkraft in Teilzeit, wobei im gesamten Bundesgebiet nur in Hamburg mehr Lehrkräfte in Teilzeit sind. 

Ein weiteres Hindernis ist das allgegenwärtige Machtgefälle zwischen Schüler:innen und Lehrpersonal. Dieses Problem wird man nicht überwinden können, aber es können Maßnahmen für Schüler:innen ergriffen werden, um sie vor den problematischen Auswirkungen, welche daraus resultieren können, zu schützen, da auch die Schulleitungen im Falle von Problemen nicht immer die besten Ansprechpartner sind. 

Und neben den verschiedenen Aspekten bezüglich des Unterrichtes sind auch die Schulmensen wichtig. Mittagessen ist teuer. Je nach Schule kostet ein Essen zum Beispiel am Kippenberg-Gymnasium in Schwachhausen 4,60 €. Für Menschen mit dem Bremer Pass kostet das Essen zwar jedes Mal nur einen Euro, aber auch das ist teuer, besonders, wenn mehrere Kinder aus finanziell eher schwach aufgestellten Familien in der Mensa essen oder mehrmals in der Woche Nachmittagsunterricht haben. 

Außerdem sollte dazu festgehalten werden, dass es einige Schulen gibt, die im Moment keine eigene Schulmensa nutzen können oder grundsätzlich kein Mensaangebot besitzen. Ein Beispiel ist dabei das Schulzentrum Rübekamp. Trotz dort stattfindendem Nachmittagsunterricht verfügt die Schule nicht über ein eigenes Mittagsangebot. 

Ein weiteres Beispiel ist auch die Wilhelm-Focke-Oberschule in Horn. Die Mensa ist dort, neben der Turnhalle und der Aula, aktuell aufgrund einer Einsturzgefahr des Gebäudekomplexes nicht betretbar, die Schüler:innen können dort lediglich in einem Essenszelt Mittagessen. Dabei wird auch ein weiteres Problem Bremer Schulen deutlich: Der Sanierungsbedarf an Bremer Schulen ist groß. Viele Schultoiletten sind in so schlechten Zuständen, dass die Schüler:innen diese ungern und so selten wie möglich aufsuchen. Dabei sind diese nicht das einzige Problem in Bremen: Laut Zahlen von buten un binnen aus dem Dezember 2023 sind von insgesamt 139 Bremer Schulsporthallen 15 nicht in Betrieb, meist gelten diese aufgrund maroder Dächer als einsturzgefährdet. Daran lässt sich gut der bauliche Sanierungsbedarf an Bremer Schulen erkennen. 

Deshalb fordern wir:

  • eine einheitliche Einführung von Gesamtschulen ab der 7. Klasse, mit Grundschulen bis zur 6. Klasse, mit einem einheitlichen G9 zum Erreichen des Abiturs
  • die Abschaffung der Schulempfehlung in der Grundschule, solange die verschiedenen Schulformen noch existieren.
  • die Abschaffung der Benotung bis zur 10. Klasse.
  • die Abkehr vom bisherigen Frontalunterricht hin zum gemeinsamen, fächerübergreifenden, projektorientierten Lernen für alle Schüler:innen. Dazu soll der Kontakt mit außerschulischen Akteuren gesucht werden, damit Schulen keine abgeschlossenen Lernorte bleiben.
  • die Abschaffung von Hausaufgaben.
  • die Anpassung der Klassengrößen, wobei die Zielzahlen pro Kurs, beziehungsweise Klasse, in Grundschulen mittelfristig bei maximal 19 Schüler:innen, ab der Mittelstufe bei maximal 21 und ab der Oberstufe bei 24 Schüler:innen liegen sollen.
  • Um die hohe Teilzeitquote im Land Bremen zu senken, müssen wir geeignete Maßnahmen finden, die die Bedürfnisse von Schüler*innen und Lehrkräfte gleichermaßen berücksichtigt. 
  • eine externe Meldestelle für Schüler:innen zu Problemen mit Lehrkräften und Schulleitungen.
  • ein verpflichtendes, vegetarisches und für die Schüler:innen kostenfreies Mensaangebot, welches durch staatliche Bezuschussung finanziert wird.
  • die systematische Erfassung der Bauzustände der Bremer Schulen mit rechtzeitigen Wartungen und Sanierungen.

Im SPD-Wahlprogramm zur Bürgerschaftswahl 2023 heißt es: „Nur durch die Schule für alle können alle Schüler:innen ausreichend gefördert werden. Dies bleibt weiter langfristiges Ziel sozialdemokratischer Bildungspolitik.“

Der beschlossene Schulkonsens aus dem Jahr 2018 zwischen SPD, CDU, DIE GRÜNEN und DIE LINKE läuft im Jahr 2028 aus. Um tatsächlich ein Bildungssystem zu schaffen, das allen Schüler:innen gerecht wird, sollen die oben genannten Forderungen im Jahr 2028 umgesetzt werden, um die Chance für die Entstehung eines gerechteren Bildungswesens zu nutzen.

Beschluss als PDF

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